Der Schul- und Kulturausschuss der Stadt Aurich befasste sich in seiner letzten Sitzung mit den Plänen, in Sandhorst einen Gedenkort „Panzergraben Aurich“ zu errichten. Herr Fritz Lottmann, im Verein Gedenkstätte KZ Engerhafe e.V. zuständig für die Arbeitsgruppe „Erforschung des Panzergrabenbaus in Aurich“, informierte den Ausschuss über die Pläne seines Vereins. Seine Ausführungen zum ehemaligen Konzentrationslager Engerhafe und die damaligen Geschehnisse waren sehr eindrucksvoll.
Bekanntlich wurde das Konzentrationslager Engerhafe am 21. Oktober 1944 als Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme (Nähe Hamburg) im Zusammenhang mit dem Bau des so genannten Friesenwalls errichtet. Das KZ Engerhafe wurde nach zwei Monaten am 22. Dezember 1944 aufgelöst. Unter unvorstellbaren Bedingungen mussten damals 2000 Zwangsarbeiter im Lager Engerhafe „leben“, obwohl dieses nur für etwa 400 Menschen ausgelegt war. 188 der Zwangsarbeiter mussten aufgrund der unmenschlichen Behandlung und Arbeitsverhältnisse ihr Leben lassen. Unter den Toten waren überwiegend Polen (68) und Niederländer (47), aber auch Deutsche und Menschen vieler anderer Nationen.
Der Schul- und Kulturausschuss beauftragte nach kurzer Diskussion die Verwaltung, eine konkrete Planung nebst Kostenübersicht aufzustellen und den zuständigen Gremien zur weiteren Beratung vorzulegen.
Zum Gedenken an das KZ Engerhafe und die menschenunwürdige Behandlung der Zwangarbeiter wurde kurz nach Kriegsende von der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ auf dem Friedhof der Kirchengemeinde Engerhafe eine Gedenkstätte eingerichtet. Im Jahre 1989 wurden drei weitere Gedenksteine errichtet, 2003 begann die Gemeinde Südbrookmerland, den letzten verbliebenen Rest des Lagers – den Grundriss Latrinengrube – wieder sichtbar zu machen und in die Gedenkstätte zu integrieren.
Der Verein Gedenkstätte KZ Engerhafe e.V. hält die Erinnerung an das damalige Geschehen durch viele Aktionen und Veranstaltungen auch für kommende Generationen wach. Allein in 2012 berichtete die hiesige Presse mehr als 20mal über die Aktivitäten des Vereins.
Diesem Engagement der vielen Mitglieder des Vereins zollen wir großen Respekt und unterstützen es nachdrücklich.
Wir stellen uns aber die Frage, ob es Sinn macht, fast 70 Jahre nach dem grauenvollen Geschehen im KZ Engerhafe und beim Bau des Panzerabwehrgrabens eine weitere Gedenkstätte zu errichten. Zwar sind noch Reste des schon damals völlig sinnlosen Panzerabwehrgrabens (Zitat Carl Osterwald, Vorsitzender des Vereins) von etwa 12 km Länge an verschiedenen Stellen in Aurich erkennbar, doch soll für das Denkmal in Sandhorst ein Teilstück des Panzergrabens wieder hergestellt werden. Zusätzlich stellen sich die Vereinsvertreter einen über 500 m langen zu befestigenden Rundweg durch den Wald sowie einen Parkplatz für PKW und Busse vor, der am Südeweg in Sandhorst gebaut werden soll. Das oberirdische Mahnmal soll als großes gelbes V den Querschnitt des Panzerabwehrgrabens wiedergeben, aus Nirostastahl bestehen und etwa 3 m hoch sein.
Nach unseren Gesprächen mit Zeitzeugen wird ein solches V der Form des Panzerabwehrgrabens nicht gerecht. Der Graben war an einer Seite schräg, an der anderen Seite sehr steil. Dies bestätigt auch der ehemalige Leiter der KVHS Aurich Enno Schmidt, der sich intensiv mit dem Thema beschäftigt und vor 10 Jahren eine stark besuchte Ausstellung zu diesem Thema organisiert hat.
Wenn der Eindruck erweckt wird, dass an dem Bau des Panzerabwehrgrabens ausschließlich Zwangsarbeiter beteiligt waren, ist dies unzutreffend. Auch dies erfuhren wir von einem Auricher Zeitzeugen, der zusammen mit gleichaltrigen Kameraden als 14jähriger Hitlerjunge beim Bau des Panzerabwehrgrabens helfen musste.
Das Erinnern an damalige menschenunwürdige Gräueltaten unterstützen wir in der Hoffnung, dass diese Erinnerung abschreckt und dazu beiträgt, dass derart Schreckliches nie wieder geschehen möge.
Mahnmale und Denkmäler sind auch in Aurich in großer Zahl vorhanden, finden aber leider nur selten – z. B. am Volkstrauertag – die ihnen gebührende Aufmerksamkeit.
Die Pflege dieser Denkmäler und Mahnmale begrüßen wir. Das jetzt geplante neue Mahnmal „Panzergraben Aurich“ halten wir für nicht notwendig und werden den Bau nicht unterstützen.