Die Einleitung habe ich gekürzt, im Übrigen ist der Text unverändert.
Zu Beginn seiner Ausführungen schreibt Holger Rohlfing u. a.:
Oft wird von Desinteresse, von Politikverdrossenheit geredet. Ich erlebe oft das Gegenteil; viele Bürger haben durchaus reges Interesse an dem Geschehen in unserer Stadt. Leider wagen es aber nur wenige, sich einzumischen. Die oft geringe Beteiligung an Bürgerabenden oder auch die wenigen Zuhörer in Ausschusssitzungen des Stadtrates sprechen eine eigene Sprache. Meine Ausführungen sollen Anstoß und Anregung für weiteres Denken und Handeln in den städtischen Gremien sein, keine Forderung mit Anspruch auf Richtigkeit. Ich schildere nur, wie mein Umfeld und ich Dinge in Aurich bewerten.
- Nutzung Kasernengelände
Für die Blücherkaserne ist der Abschlussappell bereits geplant, nach diesem offiziellen Akt geht meist alles sehr schnell. Die Soldaten werden versetzt und es bleibt nur ein minimales Restkommando, das nur noch das Material abschleust. Ansprechpartner findet man dann keine mehr, die Liegenschaft geht von der Bundeswehr in die Obhut einer Bundesbehörde, die weit weg ist. Auch die Bewachung wird in der Regel sehr schnell auf ein Minimum reduziert.
Sollte die Stadt planen, das Gelände zu übernehmen, hätte man bereits vor geraumer Zeit Planungen für die weitere Nutzung erstellen müssen, wenn man einen reibungslosen Übergang angestrebt hätte. Das Bundeswehrgelände wird nicht für den symbolischen einen Euro zu haben sein, man verlangt marktübliche Preise.
Gelungene Beispiele für Anschlussnutzungen findet man z.B. in Wangerland (Hotelkomplex mit Erlebnisbereich) oder Delmenhorst (frühere Caspari-Kaserne), wo die Kaserne fast komplett abgerissen wurde und ein ganz neues Stadtviertel entstanden ist.
Die Blücherkaserne ist aufgrund ihrer Lage geradezu prädestiniert für eine sinnvolle Anschlussnutzung. So könnte man z. B. die vorhandene Straße nutzen, um eine weitere Querverbindung zwischen Esenser Strasse und Hoheberger Weg zu schaffen. Die guten Sportanlagen (Halle und Platz) bieten sich für eine Übernahme durch örtliche Vereine an. Zusammen mit dem in der Nähe befindlichen Unteroffiziersheim könnte ein großer Verein hier eine neue Heimat finden. Der Bereich hinter dem Unteroffiziersheim könnte vorab leicht abgetrennt werden und zu einem neuen, innenstadtnahen Baugebiet werden. Für das Offiziersheim mit den daneben liegenden Blöcken bietet sich – analog zu Wangerland – eine Nutzung als Hotel /Motel an. Angeblich gibt es hierfür in Aurich ja einen großen Bedarf. Der hintere Bereich der Kaserne ist in großen Teilen abgängig, die Gebäude werden seit längerem nicht mehr genutzt und unterhalten. Nutzbar wären vielleicht noch die Kfz-Hallen und Werkstätten durch den städtischen Bauhof. Die Gebäude um das Divisionsgebäude herum sind noch nutzbar, eine Unterbringung des Landkreises oder des Rathauses wäre ggf. nach Anpassungsmaßnahmen möglich. Wenn man sich für einen Abriss der Gebäude entscheidet, sollte berücksichtigt werden, dass sich in den Kellergeschossen ggf. noch Bunker befinden, deren Abriss sehr teuer ist. Das allerwichtigste aber ist, dass schnell Entscheidungen getroffen werden müssen, wenn man die Kaserne noch in brauchbarem Zustand übernehmen will! Außerdem muss schnell eine Grundsatzentscheidung des Stadtrates darüber getroffen werden, in welche Richtung sich das Ganze entwickeln soll.
- Verkehr im Auricher Osten
Wenn man sich die Planungen für die Ortsumgehung und die B210n ansieht, stellt man fest, dass der Auricher Osten nicht betroffen ist. Die Bürger werden es mit Freude sehen, insbesondere weil ihr Umfeld und ihre Wohnlage so bleiben wie sie ist.
Fakt ist aber auch für diesen Bereich, dass der Verkehr zugenommen hat und es Bereiche gibt, wo er aufgrund der Straßenverhältnisse nur sehr unbefriedigend fließt. Schoolpad, Heerenkamp, Wallinghauser Straße, Sandhorster Allee und Südeweg sind zusammen für den Auricher Osten zur Hauptverkehrsader in Richtung Sandhorst und Tannenhausen (ENERCON, IHNEN, TOOM etc.) und umgekehrt Richtung Industriegebiet Süd und Schirum geworden. Die Auslegung dieser Straßen wird dem nicht mehr oder nur sehr unzureichend gerecht. Ein zügiges Durchkommen ist nicht möglich.
Ich möchte anregen, vom Ende der Sandhorster Allee an der Dalhoffsburg eine Verbindung zur Wal-linghauser Straße zu schaffen, um den Verkehrsfluss zu verbessern. Auch eine Weiterführung dieser Strecke Richtung Egelser Straße und Schoolpad würde aus meiner Sicht Sinn machen. Bei all diesen Straßen wird der Verkehr aus den umliegenden Wohngebieten gesammelt. Ein adäquater Ausbau solcher Straßen sollte selbstverständlich sein, um dem Verkehrsaufkommen gerecht zu werden.
- Verkehrssituation Innenstadt
Die Umweltbelastung dürfte erheblich sein. Gründe hierfür sind hohes Verkehrsaufkommen, aber auch eine unglaubliche Ampeldichte verbunden mit absolut unbefriedigenden Ampelschaltungen. Folgt man allein den Bundesstraßen, so befinden sich zwischen dem Parkkauf im Süden und dem Dreekamp im Westen 14 Ampeln auf dem Weg (Strecke beträgt 4,4 km). Zwischen Parkkauf und dem Sandhorster Krug sind es ebenfalls 14 (Strecke: 4,7 km). Im Schnitt steht also alle 330 m eine Ampel. Diese Ampeln sind nach Aussage der zuständigen Vertreter aus dem Rathaus so geschaltet, dass der Verkehr jeweils aufgestaut wird und die Fahrzeuge dann quasi im Päckchen über die Kreuzungen geleitet werden. Eine „grüne Welle“ ist nicht vorgesehen und man findet sie auch nicht. Die Fußgängerampeln sind so geschaltet, dass sie möglichst schnell dem Fußgänger das Queren der Straße ermöglichen. Eine Berücksichtigung des Verkehrsflusses findet nicht statt. So kommt denn täglich der Verkehr in unserer Stadt zu bestimmten Zeiten fast zum Erliegen, die Umwelt wird unnötig belastet und Zeit wird sinnlos vergeudet.
Es macht aus meiner Sicht keinen Sinn, nur auf die geplante Umgehungsstraße und die dadurch vielleicht zu erzielende Entlastung zu warten. Bis diese Straße gebaut ist, können noch 10 bis 20 Jahre vergehen (vgl. die Ortsumgehung Jever /Schortens, wo die Bauzeit sicher 20 Jahre überschritten hat). Nötig wäre aus meiner Sicht eine Überarbeitung der Ampelschaltungen, um den Verkehr flüssiger zu machen und Staus zu vermeiden. Dass dies möglich ist, hat erst kürzlich ein externer Verkehrsexperte bei einer Sitzung des Ortsrates Aurich Mitte deutlich gemacht. Nach seiner Aussage bedarf es nur des politischen Willens hierfür. Auch eine Abschaltung einzelner Ampeln halte ich für möglich; so läuft der Verkehr auf dem Fischteichweg trotz zweier Querungen für Fußgänger recht flüssig, während man auf der Fockenbollwerkstraße oft an beiden Fußgängerampeln halten muss und sich lange Staus bilden.
- Egelser Wald
Im Egelser Wald haben sich in nur 4 Jahren 28 Verkehrsunfälle ereignet, z. T. mit tödlichem Ausgang. Die betroffene Strecke ist nur 1,2 km lang, es darf 100 gefahren werden. In der Stadt ist bis zum Egelser Sportplatz Tempo 50, in Wiesens im weiteren Verlauf Tempo 70.
Offensichtlich handelt es sich (s. hohe Zahl an Unfällen) um eine besonders gefährliche Strecke. Direkt neben der Straße befindet sich der Fahrradweg, auf dem die Wiesenser Kinder in die Stadt zu ihren Schulen fahren. Auch Berufstätige nutzen diesen Weg in erheblichem Ausmaß. Ich habe in den letzten Jahren über den Ortsrat und Stadtratsmitglieder mehrfach versucht zu erreichen, dass eine Tempobegrenzung (z. B. auf 80 km/h) eingeführt wird oder alternativ wenigstens große Schilder aufgestellt werden, die auf diesen Gefahrenbereich hinweisen. Geschehen ist leider nichts, man verweist auf die Zuständigkeit des Landkreises.
Für mich ist einfach nur frustrierend, dass hier nichts passiert – wie viele Menschen müssen dort noch verunglücken bevor etwas geschieht? Neben der Straße verläuft - wie bereits geschildert - der Radweg. Die Sicht bei Nacht ist – wenn nicht gerade ein Auto entgegenkommt und blendet – gleich null. Der Weg ist insbesondere im Herbst durch herabgefallenes Laub oft als solcher nicht erkennbar, wohl jeder Wiesenser ist hier bereits einmal vom Weg abgekommen und im Wald gelandet. Ich habe im Ortsrat Wiesens angeregt, die Strecke durch Lampen auszuleuchten, hier handelt es sich schließlich um die Sicherung eines Schulweges. Der Ortsrat hat einen entsprechenden Beschluss gefasst. Ich möchte Sie bitten, dieses Vorhaben in den entsprechenden Gremien zu unterstützen, um schnell eine Verbesserung der Situation zu erreichen.
- Georgswall
Die Planungen für den Georgswall sind im Wesentlichen abgeschlossen, die Entscheidungen getroffen und es wird in Teilen bereits gebaut. Ich habe an fast allen Sitzungen der Ausschüsse und des Stadtrates zu diesem Thema teilgenommen und den Stand der Dinge verfolgt. Mit der Gestaltung des Georgwalles als lang gestreckte Grünfläche kann man zufrieden sein, auch wenn es für die Optik der Aufständerung des Ratssaales aus meiner Sicht nicht bedurft hätte.
Den geplanten Rückbau der Parkplätze an der Straße und die letztendliche Schließung der Straße für den Verkehr halte ich für einen fatalen Fehler in der Planung, der auch noch zu Diskussionen und Ärger mit den Anliegern führen dürfte. Es macht aus meiner Sicht auch wenig Sinn, existierende oberirdische Parkplätze abzuschaffen und 100 m weiter durch eine Parkpalette oder ein Parkhaus zu ersetzen. Man kann nur jedem mit der Materie Befassten raten, sich einmal morgens auf den Georgswall zu stellen und sich das Verkehrsgeschehen dort anzusehen. Leben ist dort, weil die Autos dort sind!
Ich wage zu prophezeien, dass der Georgswall zu einem toten Teil der Stadt werden wird, wenn man dort nicht mehr wie bisher parken kann. Warum sollte man sich dort noch aufhalten? Die gewünschte Verbesserung der Anbindung des Carolinenhofes an die Innenstadt wird so sicher nicht erreicht. Eher wird der Georgswall die Bereiche trennen. Auch die Anlieferung für die dort ansässigen Firmen scheint nicht geklärt zu sein, wie mir anwohnende Geschäftsleute berichteten. Es handelt sich hier – insbesondere was die Parkplatzfrage betrifft – um einen äußerst gravierenden Einschnitt für die Auricher Innenstadt, dessen Folgen noch einmal gründlich diskutiert werden sollten, bevor man anfängt, vollendete Tatsachen zu schaffen.
- Zustand Auricher Straßen
Der Zustand vieler Nebenstraßen in unserer Stadt ist erbärmlich. Als einige Beispiele seien hier der Lüchtenburger Weg, die Popenser Straße oder der Südeweg in Sandhorst genannt. Insgesamt ist unsere städtische Verkehrsinfrastruktur (von den Bundesstraßen einmal abgesehen) in die Jahre gekommen. In einem hoch industrialisierten und hoch motorisierten Land wie unserem kommt aus meiner Sicht der Verkehrsinfrastruktur eine besondere Bedeutung zu. Hier sehe ich eine Hauptaufgabe der Städte, Gemeinden und Landkreise. Die Stadt Aurich ist offensichtlich aufgrund eingeschränkter Kapazitäten nicht in der Lage, dem Bedarf an Unterhaltung gerecht zu werden; stattdessen werden Prioritätenlisten aufgestellt und Dinge so auf die lange Bank geschoben. Zu fordern ist hier eine Aufstockung des mit diesen Aufgaben betrauten Personals, ggf. auch unter Zuhilfenahme externer Kapazitäten.
- Radwegenetz / Radregelung Innenstadt / Fahrradparkplätze
Nach Zeitungsberichten bemüht sich unsere Stadt um eine Anerkennung als fahrradfreundliche Stadt. Dies ist grundsätzlich zu begrüßen, wobei dieser Titel als solcher wenig hilfreich ist, die Situation zu verbessern. Wir werden in Deutschland nie ein so vorbildliches Fahrradwegenetz haben wie unsere holländischen Nachbarn. Einfach aus dem Grund, weil wir offensichtlich nicht bereit oder in der Lage sind, die entsprechenden Gelder hierfür bereitzustellen. Trotzdem sollten wir uns an unseren Nachbarn orientieren, wir können in diesem Bereich von ihnen lernen.
Aurich hat grundsätzlich kein schlechtes Radnetz, aber der Zustand der Radwege lässt doch in vielen Bereichen sehr zu wünschen übrig. Erste Verbesserungen z. B. an der Großen Mühlenwallstraße sind in Planung und/oder bereits beschlossen. Oft sind es aber auch Kleinigkeiten, die schnell zu beheben wären und die eine Verbesserung darstellen würden. So ist z. B. vor ca. 1 ½ Jahren im Stadtrat über eine Befahrensregelung für Norderstraße und Marktplatz an wochenmarktfreien Tagen diskutiert worden. Die Stadt hat damals einen Prüfungsauftrag erhalten. Passiert ist bislang nichts, eine Entscheidung lässt immer noch auf sich warten.
Eine überdachte Unterstellmöglichkeit für eine größere Anzahl Fahrräder (wie in den Niederlanden in fast jedem Ort vorhanden) fehlt völlig. Die Kennzeichnung der Radwege geht dort, wo sie parallel zur Straße verlaufen (z. B. Fischteichweg) nicht über weiße Streifen hinaus. In anderen Städten (auch in Deutschland) ist man längst zu farblich markierten Fahrradwegen (grün oder rot) übergegangen. Die Sichtbarkeit und damit der erhöhte Schutz für die Fahrradfahrer sind erheblich! Die Kosten hierfür dürften im Vergleich zu anderen Investitionen gering sein, der praktische Nutzen und das Plus an Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer sind gegeben.
- Vosbergs Mühle
Wenn man aus Richtung Osten über den Egelser Wald und die Egelser Straße fährt, kommt man kurz vor der Innenstadt an Vosbergs Mühle vorbei. Ein ortsbildprägendes Gebäude quasi am Eingang unserer Stadt. Seit Jahren liegen die Flügel neben der Mühle, statt dass sie das Bild komplettieren und somit zum Bild der Stadt beitragen. Vor ca. 3 Jahren habe ich in einer Bürgerfragestunde anlässlich einer Stadtratssitzung darum gebeten, dass die Stadt doch prüfen möge, ob nicht eine Komplettierung der Mühle möglich sei und dafür ggf. etwas Geld locker gemacht werden könnte. Nachdem nichts passierte, habe ich vor ca. 1 ½ Jahren wieder bei einer Bürgerfragestunde nachgefragt. Betretenes Schweigen…
Passiert ist bis heute immer noch nichts, ich muss annehmen, dass sich bis jetzt niemand um die Sache gekümmert hat. Schade, es wäre ein einfacher Beitrag, um das Aussehen unserer Stadt zu verschönern. Ich persönlich frage mich seitdem, welchen Sinn eine Bürgerfragestunde macht, wenn sich dann doch niemand um die Anliegen der Bürger kümmert.
- Tagesordnungspunkte Stadtratssitzungen
Die letzte Stadtratssitzung kurz vor Weihnachten 2012 hatte über 40 Tagesordnungspunkte allein im öffentlichen Teil. Lediglich Herr Kötting hat sich massiv gegen ein solches Vorgehen gewandt. In den anderen Fraktionen hielt man sich seltsamer Weise bedeckt.
Als Folge dieser Häufung von Punkten wurde der Punkt „Streckenführung der B 210n“ nur vorgetragen, es fand keine Diskussion statt. Aber gerade wegen dieses Punktes waren viele Bürger in die Ratssitzung gekommen! Viele Besucher verließen daraufhin frustriert den Saal.
Im weiteren Verlauf der Sitzung entstand bei mir als Besucher der Eindruck, dass viele Ratsmitglieder nur bestrebt waren, die Punkte schnell abzuhaken, um die Sitzung nicht ewig in die Länge zu ziehen. Man kann so vorgehen, solche Monstertagesordnungen aufstellen. Sinnvoll ist das nicht. Ich persönlich halte es auch nicht für ein Zeichen gut verstandener Demokratie, wenn so vorgegangen wird. Es sollte immer genügend Zeit sein, Argumente auszutauschen. Wenn man in einer Demokratie nicht diskutieren möchte, könnte man alternativ online von zuhause aus abstimmen lassen.
- Großes Sett
Seit Jahren diskutieren die Stadt und ihre Bürger über die Nutzung des Großen Setts. Passiert ist bislang herzlich wenig. Die Liegeplätze für die Bootjefahrer wurden wegen der Belästigungen durch die Jugendlichen abgetrennt, der Toilettenpalast (man entschuldige den respektlosen Ausdruck) ist im Bau. Die Bevölkerung schüttelt nur noch den Kopf. Die Bootjefahrer scheinen sich aus Aurich weitestgehend verabschiedet zu haben, der kleine Hafen ist meistens leer. Sonstige Nutzungen? Fehlanzeige! Nicht einmal eine Grundsatzentscheidung hat die Politik bislang getroffen. Es ist auch nach Jahren der Diskussion völlig unklar, wohin die Reise mit dem Großen Sett gehen soll. Warten wir mal wieder auf den großen unbekannten Investor, der ein tolles Konzept vorlegt, dem der Rat dann nur noch zustimmen muss? Ich sehe den Stadtrat in der Pflicht, zu diskutieren und festzulegen, wie das große Sett langfristig weiterentwickelt werden soll. Erst dann kann man sinnvoll in die weiteren Planungen einsteigen.
- Wohnmobilstellplätze
Wohnmobile haben sich mittlerweile für eine zunehmende Anzahl von Menschen als die Art Urlaub herausgestellt, die sie bevorzugen. Bei Wohnmobilisten handelt es sich heute in der Regel um ältere, gut situierte Personen, die die finanziellen Möglichkeiten besitzen, sich ein Kfz in Preislagen von 50000 – 120000 Euro leisten zu können.
Fast alle Kommunen in Deutschland und dem europäischen Ausland haben auf diesen Trend reagiert und Wohnmobilstellplätze geschaffen, um den entstandenen Bedarf zu befriedigen und letztendlich auch von diesem Boom zu profitieren. Die Stadt Celle z.B. verfügt auf dem Schützenplatz über deutlich über 100 innenstadtnahe Stellplätze, Lüneburg über 40 Komfortplätze. Die ständige Auslastung dieser Plätze ist gegeben. Die dort übernachtenden Wohnmobilisten zahlen Stellplatzgebühren, kaufen in den Städten ein, gehen Essen und sind potentielle Multiplikatoren, was die Besucher anbetrifft. Vor diesem Hintergrund erscheinen die an De Baalje geplanten Stellplätze eher als zu vernachlässigende Größe und der Attraktivität unserer Stadt nicht angemessen.
Aurich liegt im Zentrum Ostfrieslands, gerade unsere Fahrradinfrastruktur (z. B. die Wege entlang des Kanals) sowie eine Vielzahl von zu erkundenden Zielen (wie z. B. Ewiges Meer, Großes Meer, historische Altstadt, bis hin zum geplanten EEZ) prädestinieren Aurich für einen großzügig dimensionierten Wohnmobilhafen. Aurich kann zentraler Ausgangspunkt für eine Vielzahl von Aktivitäten sein! Eine Größenordnung von 60 bis 80 Stellplätzen in zentraler, landschaftlich reizvoller Lage halte ich nicht nur für realistisch, sondern für absolut notwendig um mit der Zeit zu gehen. Als Möglichkeit bietet sich der in Privatbesitz befindliche Teil des Großen Setts an. Er liegt zentral und ruhig, mit dem neuen Toilettenhäuschen ist die notwendige Infrastruktur bereits vorhanden oder im Bau. Würde die Stadt das Gelände mieten und dort auf ihre Kosten einen Stellplatz errichten, wäre eine Nutzung gefunden, die auch in den Freizeitcharakter des Großen Setts (Sportboothafen) passt.
- Platz für junge Leute
Aurich besitzt ein vorzeigbares Jugendzentrum mit einem motivierten Leiter. Leider ist es so, dass sich ein Großteil der jungen Leute dort nicht wohlfühlt oder das JUZ aus anderen Gründen meidet. Die Akzeptanz über alle Jugendlichen hinweg scheint nicht gegeben, das JUZ ist für viele junge Leute nicht der Platz wo man hingeht. Lieber vergnügt man sich im Dinis oder verbringt seine Freizeit (zum Leidwesen anderer) auf dem Großen Sett. Nachdem man die Jugendlichen vom Marktplatz und vom Schloss weitestgehend vertrieben hat, sind sie mangels anderer Möglichkeiten eben auf das Große Sett ausgewichen. Ich habe keine Ideallösung parat, klar dürfte aber sein, dass man die Jugendlichen nicht immer nur verscheuchen kann, sondern ihnen Möglichkeiten bieten muss, wo sie sich aufhalten können. Vielleicht hätte die Neugestaltung des Georgswalles in diesem Rahmen genutzt werden können, aber leider ist diese Chance vertan. Trotzdem ist das Problem in keiner Weise gelöst!
- Kleine Geschäfte für die Innenstadt / Gastronomie in der Innenstadt
Wenn man sich mit Auricher Bürgern unterhält, schwärmen diese oft von den vielen kleinen Läden in der Leeraner Innenstadt. Offensichtlich tragen solche kleinen, inhabergeführten Läden erheblich zur Attraktivität einer Stadt bei. Aurich hat aus meiner Sicht die schönste Innenstadt in ganz Ostfriesland, nur bei den Geschäften hapert es. Handelsketten haben sich dort breit gemacht, wo früher kleine Läden von Ortsansässigen waren. Offensichtlich sind die Mieten so hoch, dass sie von kleinen Geschäftsleuten nicht mehr bezahlt werden können. Dementsprechend unattraktiv wirkt die Innenstadt, was das Angebot anbetrifft. Eine Lösung könnte der Kauf von innenstädtischen Häusern durch die Stadt sein, die dann zu günstigen Mieten an interessierte Einzelhändler vermietet werden könnten. Das würde die Attraktivität sicher erhöhen. Das Gleiche gilt auch für den Gastronomiesektor, wo gerade im letzten Jahr ein massives Kneipensterben eingesetzt hat. Die Stadt sollte überlegen, wie sie hier eingreifen kann um ein wei-teres Ausbluten der Innenstadt zu vermeiden.
- Tiefgaragen / Öffnungszeiten / Tiefgarage Carolinenhof
Die Öffnungszeiten der Tiefgarage unter dem Marktplatz sowie ihre verbaute Zufahrt passen nicht zu dem Anspruch, zu einer attraktiven Innenstadt beizutragen. Wohl die wenigsten Auricher wissen überhaupt, dass es dort eine zweite Ebene gibt und wenn doch, traut man sich nicht hinein. Am Wochenende muss man Sorge haben, sein Auto rechtzeitig wieder herauszuholen, damit es nicht eingeschlossen wird. Aus meiner Sicht ein Unding!
Die Tiefgarage im Carolinenhof wird so lange ungeliebt sein, wie man sich nicht durchringen kann, jeweils aus jetzt 3 Parkplätzen 2 zu machen. Die Autos werden immer größer und die Parkplätze als solche sind schlicht zu eng. Würde man den Bereich unter C&A als Parkraum hinzunehmen, könnte man für die wegfallenden Parkplätze einen Ausgleich schaffen. Die Beleuchtung müsste ebenfalls dringend verbessert werden, insbesondere Frauen trauen sich in die hinteren Bereiche des Parkhauses erst gar nicht rein. Ein Gespräch mit der Führung des Centers zur Verbesserung der Lage wäre sicher sinn-voll.
- Stadtplaner / Beauftragung externer Berater
Die Forderung nach einem Stadtplaner ist gerade in letzter Zeit wieder aktuell geworden. Auch ich halte es für absolut notwendig, die Dinge in eine Hand zu legen. Allerdings meine auch ich nach den Erfahrungen, die wir mit externen Planern gemacht haben (Gestaltung Georgswall, Bank), dass man darauf achten sollte, einen Einheimischen mit diesen Dingen zu beauftragen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die ostfriesische Seele und unser Denken adäquat berücksichtigt werden und in die Planungen einfließen.
- Lebensmittelversorgung im Auricher Osten
Im Auricher Osten (insbesondere in Tannenhausen und Plaggenburg) ist ein Wegfall der ortsnahen Lebensmittelversorgung zu beobachten. Die großen Läden konzentrieren sich im Industriegebiet Süd und am Dreekamp. Es ist eine Ungleichverteilung der Einkaufsmöglichkeiten zu verzeichnen, die dazu führt, dass für die dortigen Bewohner lange Fahrten durch die Stadt anstehen, wenn sie zu einem Supermarkt möchten. Wenn man sich mit dem Thema Stadtplanung befasst, sollte man eine Ansiedlung eines größeren Lebensmittelgeschäftes z. B. in der Nähe des heutigen TOOM–Marktes in Betracht ziehen, um die bestehenden Ungleichgewichte auszugleichen. Ein solches Geschäft könnte Kundschaft nicht nur aus dem direkten Umfeld, sondern bis hinauf nach Westerholt, Dornum oder Middels anziehen.
- Anrufbus
„Der AnrufBus bedient das gesamte Stadtgebiet werktags (Montag bis Freitag) in der Zeit von 8.15 bis 13.15 Uhr und von 14.15 bis 18.15 Uhr“ (Zitat von der Homepage der Stadt). Tja, und hier liegt schon das Problem hinsichtlich der Akzeptanz des Anrufbusses! Statt der ursprünglich anvisierten Zahl von 60.000 Fahrgästen pro Jahr haben sich zu besten Zeiten gerade einmal 30.000 Fahrgäste gefunden. Bei diesen Einsatzzeiten kein Wunder! Die Berufstätigen können den Bus nicht nutzen, auch die Schüler sind um 8:15 Uhr längst in der Schule.
Am Wochenende oder abends, wenn man vielleicht mal ausgehen möchte und so die Möglichkeit hätte, kostengünstig in die Stadt oder nach Hause zu kommen, fährt der Bus nicht. Sicher so gewollt, um den Verkehrsunternehmen und den Taxibetreibern keine Kundschaft wegzunehmen. Meistens sind die Busse ziemlich leer, oft werden Taxen als Anrufbus eingesetzt, weil sich der Einsatz eines großen Fahrzeuges offensichtlich nicht lohnt.
Teilt man einmal die 30.000 maximal erzielten Fahrgäste durch 260 (die ungefähre Anzahl der möglichen Nutzungstage pro Jahr), so kommt man auf 115 tägliche Nutzer. Das sind mal gerade 0,3 % der Bevölkerung der Stadt (ca. 41.000 Einwohner). Hierfür geben wir (die letzte mir bekannte Zahl) ca. 150.000 Euro pro Jahr allein als Zuschuss aus. Bei 30.000 Fahrten wird dementsprechend jede Fahrt einer Person mit ca. 5 Euro bezuschusst. Stimmt hier die Relation noch? Ich bin Realist und mir ist nach den Diskussionen, die ich vor ein paar Jahren zu diesem Thema im Stadtrat verfolgt habe klar, dass sich niemand in den Parteien oder im Stadtrat finden wird, der diesem Unfug ein Ende setzt. Alle sehen ein, dass das Ganze so keinen Sinn macht, aber niemand möchte der Totengräber des Projektes sein. Also: wenn schon Stadtbus, dann doch bitte mit einem Angebot, dass etwas mehr auf die Masse der Bevölkerung zugeschnitten ist und nicht nur auf eine Handvoll Rentner oder Pensionäre, die das Angebot zeitlich derzeit auch nutzen können.
- Bahnanbindung /Personenverkehr / Bahnhof für Aurich
Ich möchte aus meinem Herzen keine Mördergrube machen: Mir wäre es lieber gewesen, statt der Reaktivierung der Bahnlinie die Straße nach Moordorf dreispurig auszubauen um dem dort stattfindenden starken Verkehr gerecht zu werden. Aber das ist Schnee von gestern, die Entscheidungen sind getroffen und die Maßnahme umgesetzt.
Was die Reaktivierung des Personenverkehrs anbetrifft folgende Überlegung: Warum ist die Strecke in den 70er Jahren stillgelegt worden? Doch nicht weil sie sich gerechnet hat, sondern weil sie unrentabel war (wie übrigens 8.000 weitere Streckenkilometer deutschlandweit, die die Bahn mittlerweile stillgelegt hat). Was hat sich an diesem Zustand geändert, das eine Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf dieser Strecke rechtfertigen würde? Selbst die derzeit in Deutschland tätigen privaten Bahnbetreiber sind ohne dauerhafte staatliche Subventionen nicht überlebensfähig. Die Bahn selbst verabschiedet sich zunehmend aus dem nicht lukrativen Personennahverkehr. Ist es nicht so, dass sich Planungen nach einem real existierenden Bedarf richten sollten und nicht nach Wunschvorstellungen oder diffusen Erwartungshaltungen? Warum sollte jemand mit dem Zug nach Emden fahren, wenn die gleiche Strecke mehrmals täglich mit dem Bus bedient wird? Und warum sollte ich über Emden fahren, wenn ich mit Schnellbus über Leer schneller in alle Richtungen komme? Selbst für VW-Werker dürfte die Bahn keine Alternative sein, die Entfernung vom Bahnhof zum Werkstor ist zu groß. In Anbetracht der enormen Kosten, die Infrastrukturprojekte in diesem Bereich verursachen, sollte die Stadt in dieser Richtung nichts weiter unternehmen. Die Kosten/Nutzen-Rechnung kann nicht aufgehen!
- Verlegung ZOB
Im Rahmen der Altstadtsanierung wurde immer wieder einmal über eine Verlegung des ZOB auf das ehemalige BMW-Gelände an der Emder Straße nachgedacht. Ich halte dies für keine gute Idee, weil der jetzige ZOB die Buskunden direkt in der Innenstadt an der Fußgängerzone abliefert (wo sie hinwollen), während von der Emder Straße aus erst ein längerer Fußweg zurückzulegen wäre. Für junge Leute sicher kein Problem, für Ältere oder Gehbehinderte sicher eine ernste Hürde.
Ich habe mir mehrfach den Spaß gemacht und samstags morgens an der Sparkassenarena im hinteren Teil geparkt. Mit Taschen und meinen Einkäufen beladen bin ich dann zurückgelaufen. Obwohl die Strecke von der Burgstraße aus nicht zu lang ist, kommt es einem wie ein Gepäckmarsch bei der Bundeswehr vor. Sicher kein Vergnügen! Von innenstadtnah kann hier keine Rede mehr sein.
- Stadtwerke
Halte ich für eine tolle Idee, wenn im Endeffekt dabei herauskommt, dass auch kostengünstiger Strom für die Auricher Bürger hierüber bezogen werden kann. Eine Anschaffung von drei E 120 ggf. unter Beteiligung der Auricher Bürger an der Finanzierung wäre sinnvoll, um dem Titel „Hauptstadt der erneuerbaren Energien“ gerecht zu werden. So könnte der Strom für uns Auricher Bürger vor Ort produziert und auch hier verbraucht werden. Mehr Öko geht nicht!
- Sparkassenarena
Die Sparkassenarena hat sich erfreulicherweise zu einer echten Attraktion für die Stadt entwickelt. Das kulturelle Angebot ist deutlich besser geworden. Hier ist viel für die Stadt erreicht worden. Leider ist die Einrichtung des Catering-Bereiches sehr trist und abstoßend; eine Bahnhofshalle kann nicht ungemütlicher wirken. Mit etwas (künstlichem) Grün und einer ansprechenderen Einrichtung ließe sich sicher einiges verbessern.
Völlig unbefriedigend bleibt die Parkplatzsituation bei Großveranstaltungen. Man sollte darüber nach-denken, auf dem hinteren Teil ggf. eine zusätzliche Parkpalette zu bauen. Lässt man von dort aus an Samstagen oder bei innerstädtischen Veranstaltungen wie dem Stadtfest einen Shuttlebus in die Fußgängerzone fahren, würde dieser Parkplatz sicher besser angenommen.
Sollten sie bis hierhin gelesen haben, so danke ich Ihnen an dieser Stelle für Ihre Aufmerksamkeit und Ihre Ausdauer. Seien Sie versichert, dass das Schreiben dieser Zeilen länger gedauert hat als das Lesen. Nehmen Sie mein Schreiben bitte als das, was es sein soll: Ein Gedankenanstoß eines für die Stadt engagierten Bürgers – nicht nur Kritik. Vielleicht ist es mir ja gelungen, ein Nachdenken über bestimmte Dinge bei Ihnen zu erreichen oder gar neue Aspekte in Ihre Gedanken einzubringen. Über eine Reaktion oder ein Feedback würde ich mich wie gesagt freuen.
Herzlichst Ihr Holger Rohlfing